Mitten in Mainz, verborgen im Atrium Hotel, liegt ein Restaurant, das weit mehr ist als ein Ort zum Essen: die Genusswerkstatt Mainz. Hier wird gekocht, gefühlt, gefeiert – aber nie laut. Es ist ein Abend, der leise unter die Haut geht.
Von außen fast unscheinbar, entfaltet sich im Inneren ein kleines Reich für Feinschmecker, die Wert auf Ruhe, Nähe und echtes Handwerk legen. Keine übertriebene Inszenierung, keine steife Etikette – sondern ehrliche, moderne Küche mit Herz und Hirn.
Schon beim Eintreten wird man geduzt. Nicht distanzlos, sondern angenehm direkt. Das schafft sofort ein lockeres, sympathisches Gefühl, das perfekt zur Atmosphäre passt. Kein „Sehr geehrter Herr“ und kein „Wie war die Anreise?“, sondern ein einfaches, ehrliches „Schön, dass du da bist“. Ein kleiner Moment – aber er verändert den ganzen Abend. Genau so fühlt sich die Genusswerkstatt an: entspannt, offen, bodenständig und trotzdem auf höchstem Niveau.

Atmosphäre – minimalistisch, dicht, vertraut
Dunkle Wände, sanftes Licht, leise Musik, Stimmen im Hintergrund – mittendrin die Kücheninsel: das Herz des Raums. Man sieht, wie die Teller entstehen, hört leise Absprachen, riecht, was gleich serviert wird. Es wirkt wie ein kulinarisches Wohnzimmer – gemütlich, reduziert und doch voller Spannung.
Gerade einmal fünf Tische mit je vier Plätzen – mehr braucht und gibt es nicht. Das schafft Intimität und Exklusivität, ohne distanziert zu wirken. Hier wird konzentriert gearbeitet, ruhig, präzise, mit Liebe zum Detail. Alles wirkt eingespielt, fast wie eine kleine Choreografie aus Handwerk und Teamwork.

Konzept & Küche – regional, saisonal, kunstvoll
Die Genusswerkstatt steht für klare Werte: Regionalität, Saisonalität und echtes Handwerk. Kein à-la-carte, kein unnötiger Schnickschnack, sondern ein Menü in mehreren Gängen, das mit jeder Zutat eine Geschichte erzählt. Was auf den Teller kommt, hängt von der Saison ab. Die Küche arbeitet eng mit regionalen Produzenten zusammen – und das schmeckt man.
Helge Straub-Schilling steht hier für eine Küche, die Handwerk und Kreativität verbindet. Er liebt das Spiel mit Texturen und Aromen, arbeitet präzise und ruhig. Diese Haltung überträgt sich auf das ganze Team. Seine Gerichte sind klar aufgebaut, durchdacht und verbinden regionale Produkte mit klassisch französischer Technik – aber immer mit moderner Handschrift.
Sein Weg führte ihn durch einige der besten Küchen Deutschlands: vom Nassauer Hof in Wiesbaden über das top air in Stuttgart bis hin zum Ammolite – The Lighthouse in Rust, wo er unter Zwei-Sterne-Niveau arbeitete. Zuletzt war er Souschef im Sterne-Restaurant Steins Traube in Mainz, bevor er nun mit seiner Erfahrung und seiner unaufgeregten Art die Genusswerkstatt prägt.



Die Getränkebegleitung – ob edle Weinreise durch Rheinhessen und Burgund oder die kreativ hausgemachte alkoholfreie Variante mit Verjus, Kombucha und Kräuterkompositionen – zeigt, dass hier selbst im Glas genauso viel Leidenschaft steckt wie auf dem Teller. Maike Witfang, Sommelière des Hauses, führt mit beeindruckender Fachkenntnis und spürbarer Leidenschaft durch die Weinbegleitung – charmant, souverän und mit feinem Gespür für jedes Detail. Und selbst bei der alkoholfreien Variante bleibt diese Hingabe spürbar: kreativ zusammengestellt, perfekt abgestimmt und mit derselben Sorgfalt präsentiert wie die Weine selbst.
Kulinarische Eindrücke




Das Menü startet mit einem kleinen Gruß aus der Küche – klar, regional und liebevoll serviert. Danach folgt frisches, noch warmes Brot mit Butter und Spundekäs – simpel, vertraut, fein abgestimmt.



Der Kingfish mit grünem Apfel, Kohlrabi, Schnittlauch und Kaviar eröffnet das Menü leicht und frisch. Kraut & Rüben kombiniert Kopfsalat, Wachtelei, Leinsamen und Schafgabe zu einem harmonischen Gang. Der Sellerie-Gang bringt eine salzige Note, die durch Feigenmarmelade einen schönen Kontrast bekommt – schlicht, aber wirkungsvoll.



Der Saibling mit Blumenkohl, Traube und Senfkörnern bleibt klar und fokussiert. Der Riedgockel kommt in zwei Varianten: Sot-l’y-laisse mit Mais und Erbse sowie Brust mit Petersilienwurzel und Lärchentrieben. Beide fein gearbeitet, geschmacklich auf den Punkt.




Das Himbeer-Dessert mit Pfirsich, Lavendel und Tagetes ist leicht und frisch. Danach Waldbeeren, Schokolade, Buchweizen und Johannisbeerholz – ein würdiger Abschluss.



Zum Schluss gibt es quasi noch einen weiteren kleinen Gruß aus der Küche, der den Abend abrundet – eine letzte, liebevolle Kleinigkeit, die das Menü stimmig beschließt und den Eindruck hinterlässt, dass hier bis zum letzten Bissen mitgedacht wird.
Fazit: Nah, ehrlich, großartig
Die Genusswerkstatt Mainz ist kein Restaurant, in dem man einfach isst – man kommt an. Die Wohnzimmer-Atmosphäre, das Licht, das Stimmengewirr und die Nähe zur Küche machen den Abend besonders. Dass man hier geduzt wird, passt perfekt: Bodenständigkeit auf Sterne-Niveau – der Stern ist sogar schon in Planung.
Jeder Gang ist präzise komponiert, jedes Glas wohlüberlegt, und doch bleibt alles leicht, zugänglich und ungezwungen.
Kein Chichi, kein leeres „Fine Dining“-Getue – nur ehrliches, großartig zubereitetes Essen in entspannter Umgebung.
Für mich ist die Genusswerkstatt Mainz einer dieser seltenen Orte, an denen alles zusammenpasst: Geschmack, Atmosphäre, Menschen. Ein Abend, der inspiriert, entschleunigt – und vor allem: glücklich macht.
Das Menü wird zum Preis von 120 EUR pro Person angeboten, wobei sich die einzelnen Gänge je nach Saison und Verfügbarkeit der Produkte leicht ändern können. Die Weinbegleitung kostet 75 EUR , ergänzt durch eine Wasserflatrate für 9 EUR pro Person. Wer lieber auf Alkohol verzichtet, kann eine alkoholfreie Begleitung ab 28 EUR wählen – ebenfalls sorgfältig abgestimmt und eigenständig konzipiert. Natürlich lassen sich auch alle Getränke individuell bestellen.
Weitere Informationen zum Restaurant und Buchung unter: https://www.atrium-mainz.de/atrium-gastronomie/genusswerkstatt/

Andreas